France's far-right party Front National president Marine Le Pen and former U.S. President Donald Trump advisor Steve Bannon Sylvain Lefevre/Getty Images

Bannon in Lille

PARIS – 1965 hat Henry Kissinger in seinem Buch Was wird aus der westlichen Allianz die Spannungen untersucht, von denen das transatlantische Bündnis während des Kalten Krieges geprägt war. Die Voraussetzung für eine stabile internationale Ordnung, schrieb Kissinger, sei die Führungsrolle der Vereinigten Staaten – als einflussreiches Vorbild für Demokratie in der Welt – unterstützt durch enge Beziehungen zu Europa. Kissinger hätte sich wahrscheinlich niemals träumen lassen, dass die USA weniger als sechs Jahrzehnte später genau die entgegengesetzte Rolle einnehmen würden, während sich eine neue, dunklere Version des transatlantischen Bündnisses abzeichnet.

Betrachten wir die den Parteitag des rechtsextremen Front National in Frankreich in der vergangenen Woche. Nachdem Marine Le Pen als Parteichefin wiedergewählt wurde, schlug sie eine Umbenennung der Partei in Rassemblement National (Nationale Sammlungsbewegung) vor. Ehrengast bei dieser wichtigen Veranstaltung war niemand anderer als Donald Trumps früherer Chefstratege Stephen Bannon.

„Alle großen weltgeschichtlichen Personen und Tatsachen ereignen sich sozusagen zweimal“, schrieb Karl Marx, „das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce.“ Es wäre einfach, den Parteitag im nordfranzösischen Lille der Kategorie „Farce“ zuzuordnen. Schließlich sind Le Pen und Bannon beide politische Außenseiter.

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