8c02de0346f86f380e8abd1b_dr3445.jpg Dean Rohrer

Asiatischer Nationalismus auf See

CAMBRIDGE – Wird es Krieg geben auf den Meeren Ostasiens? Im Territorialzwist um die kargen Inseln, die in China Diaoyu und in Japan Senkaku heißen, hatten zunächst chinesische Nationalisten vergeblich versucht, eines der Eilande zu besetzen, um nur wenige Tage später zu erfahren, dass es japanischen Aktivisten gelungen war, die japanische Flagge zu hissen. Daraufhin skandierten wütende Demonstranten in der Stadt Chengdu im südwestlichen China „Wir müssen alle Japaner töten“.

Chinesische und philippinische Schiffe, die sich nahe einer kleinen Gruppe umstrittener Felsen am Scarborough-Riff im Südchinesischen Meer gegenüberstehen, haben zudem in Manila Proteste ausgelöst. Und ein seit langem geplanter Fortschritt in der Zusammenarbeit zwischen Südkorea und Japan wurde torpediert, als der südkoreanische Präsident die Felseilande besuchte, die in Korea Dokdo heißen, in Japan Takeshima und in den Vereinigten Staaten Liancourt-Felsen genannt werden.

Man sollte nicht allzu schwarz sehen. Die USA haben erklärt, dass die Senkaku-Inseln (die seit ihrer Rückgabe an Japan im Jahr 1972 von der Präfektur Okinawa verwaltet werden) Gegenstand des japanisch-amerikanischen Sicherheitsvertrages seien. Unterdessen hat sich die Pattsituation am Scarborough-Riff beruhigt, und obwohl Japan seinen Botschafter aus Südkorea im Streit um die Dokdo-Inselgruppe abberufen hat, ist es unwahrscheinlich, dass die beiden Länder aneinandergeraten werden.

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