Sind Menschenrechte universal?

Auch in unserer globalisierten Welt ist die Frage, ob das Konzept der "Menschenrechte" an sich nicht im Grundsatz abendländisch ist und somit die kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten der südlichen Hemisphäre nicht berücksichtigt, durchaus noch berechtigt. Können die Werte einer Konsumgesellschaft auf Gesellschaften übertragen werden, die nichts haben, was sie konsumieren könnten? Auch auf die Gefahr hin, frivol zu klingen: wenn man einen Mann in traditioneller Kleidung daran hindert, seine Frau zu schlagen, respektiert man dann ihre Menschenrechte oder missachtet man seine?

Tatsache ist, dass einige ernstzunehmende Einwände gegen das Konzept universaler Menschenrechte sprechen, die deren Verteidiger ernst nehmen müssen - und sei es nur, um sie zu widerlegen.

Zunächst wäre da der Einwand, Formulierung und Ausmaß von Rechten und Werten hingen von der jeweiligen kulturellen Wahrnehmung ab, und da es keine universale Kultur gebe, könne es auch keine universal gültigen Menschenrechte geben. Einige Philosophen kritisieren in diesem Zusammenhang das individualistische Menschenbild, das dem Konzept der Menschenrechte zugrunde liege, demzufolge das größte Bedürfnis des autonomen Individuums die Unabhängigkeit von staatlicher Intervention sei, und das postuliere , der Mensch habe gewissermaßen das Recht, in Ruhe gelassen zu werden. Nicht-westliche Gesellschaften beruhten demgegenüber oft auf einer Gemeinschaftsethik , derzufolge die Gesellschaft mehr sei als lediglich die Summe ihrer einzelnen Mitglieder, und nach der Pflichten einen höheren Stellenwert hätten als Rechte.

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