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Was Amerika über den Kapitalismus wissen muss

BERKELEY – Die derzeitigen Bewerber für die US-Präsidentschaftswahl 2020 machen eine Vielzahl wirtschaftspolitischer Vorschläge, die entweder als marktwirtschaftlich oder als sozialistisch beschrieben werden. Diese Etiketten sorgen in der amerikanischen Öffentlichkeit häufig für Verwirrung. Insbesondere wird der Begriff „Kapitalismus“ weithin – und fälschlicherweise – als Synonym für freie Märkte aufgefasst. Tatsächlich umfasst dieser Begriff alle wirtschaftlichen Systeme, in denen es Privateigentum gibt – von der freien Marktwirtschaft bis hin zur Sozialdemokratie.

Diese verschiedenen Formen des Kapitalismus erfordern grundlegende Regeln für die Funktionsweise der Märkte, so etwa den Schutz des Eigentums und Rechtsstaatlichkeit. Die meisten kapitalistischen Gesellschaften haben zudem Sozialprogramme, um die Schwächsten zu schützen. Die Regierungen stehen in kapitalistischen Volkswirtschaften daher vor zwei grundlegenden Entscheidungen. Erstens können sie entweder Marktregeln für das Gemeinwohl aufstellen oder diese Aufgabe unter dem Deckmantel der „freien Marktwirtschaft“ den Konzernen überlassen. Zweitens können sie universelle Sozialprogramme mit dem Ziel einführen, die Ungleichheit zu verringern und die Umwelt zu schützen, oder sie zurückfahren, um die Staatsausgaben in diesen Bereichen auf ein Minimum zu beschränken.

Die von den Regierungen getroffenen Entscheidungen haben starken Einfluss auf die Ungleichheit, die Treibhausgasemissionen und das allgemeine Wohlbefinden. Um daher die Wirtschaftspolitiken der Demokratischen Kandidaten angemessen bewerten zu können, muss man ihre Vorschläge zur Strukturierung der Märkte und zur Schaffung oder Ausweitung von Sozialprogrammen verstehen.

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