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Amerikas falsches China-Narrativ

NEW HAVEN – In einem seltenen Moment parteiübergreifender Übereinstimmung sind Amerikas Republikaner und Demokraten bei einem zentralen Thema nun einer Meinung: Sie geben China die Schuld für alles, woran die USA kranken. Auf China einzuprügeln hatte noch nie derart breit gestreute Attraktivität wie heute.

Diese Fixierung auf China als existentielle Bedrohung des geliebten „Amerikanischen Traums“ hat inzwischen ernste Konsequenzen. Sie hat zu wechselseitigen Zollerhöhungen, eskalierenden Sicherheitsbedrohungen, Warnungen über einen neuen Kalten Krieg und sogar Geflüster über einem militärischen Konflikt zwischen der aufstrebenden Macht und dem amtierenden globalen Hegemon geführt.

Angesichts einer scheinbar unmittelbar vorherstehenden Einigung beim Handel ist es verführerisch, nun zu dem Schluss zu kommen, dass all dies vorübergehen wird. Das könnte Wunschdenken sein. Das chinesisch-amerikanische Vertrauensverhältnis liegt in Scherben. Die Wahrscheinlichkeit einer oberflächlichen Einigung wird daran nichts ändern. Eine neue Ära des gegenseitigen Misstrauens, der Spannungen und des Konflikts ist eine sehr reale Möglichkeit.

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