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Amazons satanische Mühlen

HANOI – Vor dem Hintergrund der - aufgrund hoher Inflation und dramatisch steigender Energiepreise - schlimmsten Krise der Lebenshaltungskosten seit Jahrzehnten in Großbritannien haben hunderte Mitarbeitende eines Amazon-Lagers in Coventry diesen Monat eine Lohnerhöhung gefordert. Sollte ihre Forderung nicht erfüllt werden, wollen sie nach eigenen Angaben im November, kurz vor dem Black Friday und dem Beginn des Weihnachtsgeschäfts, in den Streik treten. Wie im Fall anderer Arbeitskämpfe der letzten Zeit – etwa der amerikanischen Bahnbediensteten und britischer Post-Mitarbeiter - hat der Schritt der Amazon-Beschäftigten eine Debatte darüber ausgelöst, wer für die drohende Betriebsunterbrechung verantwortlich ist: die Elfen in der Werkstatt oder der Weihnachtsmann?

Amazon verdankt seinen Erfolg einer Reihe von Faktoren wie etwa einem ausgeklügelten datengestützten Ansatz. Die wahre Stärke des Unternehmens liegt jedoch in seinen bahnbrechenden Entwicklungen im Bereich Logistik -  darunter Routenoptimierung, Flottenplanung und Metadatenmanagement – die es ihm ermöglichen, die Zeit vom Klick bis zum Versand” zu minimieren und den Kunden eine beispiellos rasche, zuverlässige und pünktliche Lieferung zu bieten. Flugzeuge und Lastwagen der Marke Amazon Prime transportieren Pakete weltweit kreuz und quer und das funktionierte auch ganz präzise während einer Pandemie, die große Teile der restlichen Wirtschaft lahmlegte.

Führender Kopf dahinter ist ein Mann namens Jeff Wilke, der den Taylorismus (die Aufteilung des Produktionsprozesses in kleinste, engmaschig überwachte und genau bemessene repetitive Aufgaben) mit Fordismus (Fließbandmethoden) kombinierte, um ein Warenlagermodell zu schaffen, das in der Lage ist, über eine Million Einheiten pro Tag abzuwickeln. Mit Hilfe von Robotern und lückenloser Überwachung bearbeiten die als „Pickers” und „Stowers” bezeichneten Amazon-Kommissionierer derzeit pro Stunde ein Vielfaches des Auftragsvolumens von früher.

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