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Nach dem griechischen Zahlungsausfall

CAMBRIDGE – Die griechische Regierung, die europäische Kommission und der Internationale Währungsfonds leugnen allesamt, was die Märkte bereits deutlich wahrnehmen: Griechenland wird letztendlich seinen Schuldendienst an private und öffentliche Gläubiger einstellen. Die Politik zieht es vor, das Unvermeidliche hinauszuschieben, indem sie öffentliches Geld dorthin transferiert, wo privates nicht mehr fließt, um damit den Gläubigern zu ermöglichen, ihrer Fiktion nachzuhängen, dass der Buchwert ihrer griechischen Anleihen nicht reduziert werden muss. Damit werden bei den Banken wiederum neue Kapitalanforderungen verhindert.

Aber obwohl die zusätzlich von der Europäischen Union und dem IWF für Griechenland zur Verfügung gestellten Kredite niedrig verzinst sind, werden die griechischen Schulden rasant auf ein untragbares Niveau steigen. Aus diesem Grund deuten die Marktzinssätze der Anleihen privater Gläubiger und die Preise für Credit Default Swaps auf einen bevorstehenden massiven Zahlungsausfall hin. 

Und ein massiver Zahlungsausfall in Kombination mit einer nachhaltigen und signifikanten Senkung des jährlichen Haushaltsdefizits ist auch nötig, um die haushaltspolitische Tragfähigkeit Griechenlands wieder herzustellen. Genauer gesagt heißt das: Selbst wenn die Schulden des Landes durch die Einstellung des Schuldendienstes auf 60 Prozent des BIP gesenkt werden können, würde Griechenland sein jährliches Haushaltsdefizit von gegenwärtig 10 Prozent des BIP auf ungefähr 3 Prozent senken müssen, um zu verhindern, dass die Schuldenquote wieder ansteigt. In diesem Fall sollte Griechenland in der Lage sein, seine jährlichen Defizite ausschließlich aus inländischen Quellen zu finanzieren.

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