chellaney137_Sefa KaracanAnadolu Agency via Getty Images_taliban officials Sefa Karacan/Anadolu Agency via Getty Images

Der globale Terror und die Rückkehr der Taliban

NEU DELHI – Eine der wichtigsten frühen Herausforderungen für US-Präsident Joe Biden ist die Lage in Afghanistan. Dort sind die Taliban wieder auf dem Vormarsch, und ihr Mord- und Terrorfeldzug eskaliert immer mehr – seit dem Abkommen mit der Regierung von Donald Trump, das die Teilung der Macht in Kabul und einen vollständigen Rückzug des US-Militärs zum ersten Mai vorsieht. Bidens politischer Kurs wird nicht nur über das Schicksal Afghanistans entscheiden, sondern auch über die regionale Sicherheit, den Krieg gegen den Terror und Amerikas internationalen Ruf – in einer Zeit, in der dieser Ruf zweifellos bereits erheblich gelitten hat.

Die Kehrtwende der Vereinigten Staaten begann im Februar 2020. Um Afghanistan zu verlassen und das Thema abzuschließen zu können, schloss Trump ein „Friedensabkommen“ mit den Taliban – also genau derselben Terrormiliz, die durch den Einmarsch der USA nach dem 11. September 2001 entmachtet worden war. Trumps faustischer Pakt, der hinter dem Rücken der gewählten afghanischen Regierung stattfand, verleiht den Taliban nun erneute Legitimität. Die Zunahme terroristischer Gewalt seitdem zeigt, wie wenig Afghanistan von dem Abkommen zwischen den USA und den Taliban profitiert hat.

Einen langen und vergeblichen Krieg zu beenden, der über 800 Milliarden Dollar gekostet hat und dem 2.218 US-amerikanische Soldaten zum Opfer gefallen sind, macht für Amerika durchaus Sinn. (Allerdings hat die Kampfrolle der USA und der NATO in Afghanistan tatsächlich schon vor Trumps Amtsantritt geendet, als die afghanische Regierung am 1. Januar 2015 die vollständige Sicherheitsverantwortung übernommen hat.) Keinen Sinn macht hingegen, was Trumps ehemaliger Nationaler Sicherheitsberater H.R. McMaster die „Beschwichtigung einiger der schlimmsten Menschen der Welt im Stil von München“ genannt hat.

https://prosyn.org/vc3PK4ude