jansenreventlow2_Wiktor SzymanowiczFuture Publishing via Getty Images_repaprations Wiktor Szymanowicz/Future Publishing via Getty Images

Wiedergutmachung für vergangenes und gegenwärtiges imperialistisches Unrecht

BERLIN – Endlich haben europäische Länder mit der Aufarbeitung ihres kolonialen Erbes begonnen. In den Niederlanden sprach die Regierung eine Entschuldigung für die Rolle des Landes im weltweiten Sklavenhandel aus und der König hat „um Vergebung gebeten.” Der Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für die Rechte indigener Völker forderte Dänemark auf, sich mit den „negativen Auswirkungen“ der Kolonialisierung Grönlands auseinanderzusetzen. Und im Vereinigten Königreich haben Medien, die Church of England und Städte wie Manchester die bittere Wahrheit erkannt: ihr Wohlstand und ihre Macht wurden auf dem Rücken versklavter Menschen geschaffen. 

Diese Bemühungen werden zwar zu Recht als historisch bedeutsam anerkannt, allerdings wird auch Kritik geäußert, weil die betroffenen Gemeinschaften nicht ausreichend konsultiert wurden und offensichtlich kaum Bereitschaft bestand, sinnvolle Entschädigungen zu leisten. Tatsächlich weicht man in den Erklärungen und Entschuldigungen oftmals der Frage aus, wie Wiedergutmachung aussehen soll. Aus diesem Grund werden derartige Äußerungen zu zahnlosen Gesten einer Pseudo-Verantwortung.

Gewiss tragen die von derartigen öffentlichen Entschuldigungen ausgelösten Diskussionen dazu bei, das Bewusstsein der Öffentlichkeit für die Schrecken des Kolonialismus zu schärfen. Die auf diese Weise geförderte Debatte ist von entscheidender Bedeutung und die Tatsache, dass sie in den ehrwürdigsten Institutionen Europas stattfindet - in Königspalästen, Museen, jahrhundertealten Stiftungen, Unternehmen und Medienkonzernen - ist ein Beweis für die unablässigen Bemühungen von Organisatoren und Gemeinschaften zu verhindern, dass die Geschichte unter den sprichwörtlichen Teppich gekehrt wird.

To continue reading, register now.

Subscribe now for unlimited access to everything PS has to offer.

Subscribe

As a registered user, you can enjoy more PS content every month – for free.

Register

https://prosyn.org/BjpBWolde