Ein Putin-Boom?

MOSKAU: Vladimir Putin darf mehr feiern als seine Wahl als Präsident, die er sich selbst gestaltet. Nach einem Jahrzehnt fürchterlichen Durcheinanders befindet sich die russische Wirtschaft wenigstens wieder in Bewegung. Kürzlich sagten die Moskauer Aktionäre Brunswick Warburg eine 5%-Steigerung des russischen Bruttosozialproduktes für dieses Jahr voraus. Dieses Wachstum sollte Präsident Putin - wenn er denn geduldig und hartnäckig ist - Spielraum geben, die umfassenden Reformen, die sein Land braucht, um der machtvolle Staat zu werden, den Putin sich wünscht, endlich anzugehen.

Bisher sind sich die Vorhersagen einig mit einem Wachstum von 1-2% für Rußland in diesem Jahr. Der Grund für diesen weniger versprechenden Konsens der Schätzungen ist einfach: die Menschen - Wirtschaftler wie auch Investoren - sind Rußland gegenüber so pessimistisch geworden, dass sie nicht länger mit positiven Fakten aufwarten können. Die konventionelle Weisheit ist, daß das russische Industriewachstum nur eine Auswirkung von hohen Ölpreisen und Importsubstitutionen ist, was durch eine enorme Entwertung der Rubel erleichtert wird.

Wenn man überlegt, daß das Wachstum im letzten Jahr 3,2% betrug, ja sogar schwindelerregende 8,8% im letzten Vierteljahr, dann macht das alles irgendwie wenig Sinn. In der Tat befindet sich das Wachstum im Aufschwung. Eine Dynamik wie diese hört nicht einfach so mit einem grossen Knall auf. Das Industriewachstum betrug 8,1% im letzten Jahr und ist seitdem auf 14% im Februar2000 angestiegen.

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