Vorschläge zur Umgestaltung der Vereinten Nationen

Die Verleihung des Friedensnobelpreises an die Vereinten Nationen und ihren Generalsekretär Kofi Annan gibt allseits Anlass zur Freude. Dennoch sollte diese Freude nicht in Selbstgefälligkeit ausufern. Selbstverständlich haben die Vereinten Nationen unter Kofi Annan viel erreicht. Dennoch ist das Leitmotiv der Vereinten Nationen - nämlich eine einigende Institution zu sein - in vielen Teilen der Welt und in vielen höchst komplizierten Streitfragen eher ein hypothetisches Ideal als gelebte Realität.

Einige der mächtigsten Länder der Welt sind immer noch nicht davon überzeugt, dass eine lückenlose Zusammenarbeit mit der UNO oder die Teilnahme an UNO-Prozessen ihren Interessen entspricht. Darüber hinaus gibt es die Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) die rasch erstarken und enorm an Einfluss gewinnen. Allerdings verläuft dieser Prozess ohne ein Regelwerk, das die Rolle der NGOs im internationalen System definieren würde. Obwohl sich Generalsekretär Annan um den Dialog mit diesen Organisationen bemüht, bleibt ihr eigentlicher Wirkungsbereich außerhalb der Vereinten Nationen. Tatsächlich übernehmen NGOs oftmals Aufgaben, für deren Lösung sich die gegenwärtigen Strukturen der UNO einfach nicht eignen oder viel zu schwach sind.

Um die NGOs in ihrer Arbeit zu unterstützen und um sicherzustellen, dass die großen, globalen Fragen unserer Zeit in einem Forum behandelt werden, das seine Mitglieder eint und nicht entzweit, muss die UNO in jenen Bereichen gestärkt werden, in denen die NGOs so beeindruckende Arbeit leisten. Eine derartige Stärkung kann jedoch nur durch eine tiefgreifende Reform der inneren Strukturen der UNO erreicht werden.

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