Banker mit Grenzen

LONDON – Wenn Mark Carney im Juli 2013 Mervyn King als Gouverneur der Bank of England ablöst, wird die Welt ohne Kings geistreiche Äußerungen auskommen müssen. Mein persönlicher Favorit war, als er in einem Kommentar zu den starken Einzelhandelsergebnissen während der Weihnachtszeit einmal Zweifel äußerte, ob diese geeignet seien, den allgemeinen Stand der Wirtschaft zu bewerten. „Die wahre Bedeutung der Weihnachtsgeschichte,“  sagte er feierlich „wird sich erst Ostern zeigen, oder vielleicht noch später.” Eine neue Karriere auf der Bühne oder in der Kanzel winkt.

Kings meist zitierter Satz ist: „Globale Kreditinstitute leben global und sterben national“. Sie handeln global, über durchlässige Grenzen hinweg, und messen dem geographischen Standort von Kapital und Liquidität wenig Bedeutung bei. Aber wenn die Musik nicht mehr spielt, ist es die heimatliche Regulierungsbehörde, die die Rechnung zahlen muss, auch wenn die Verluste woanders verursacht wurden. Ebenso kann eine zahlungsunfähig werdende Bank ein Chaos in Drittländern hinterlassen, das die zuständige Heimatbehörde unter Umständen nicht aufräumt.

Isländische Banken zum Beispiel haben Einlagen im Vereinigten Königreich und in den Niederlanden angenommen und diese nach Reykjavik übertragen, so dass die betroffenen Länder dann ohne das Geld da standen. Ähnlich waren europäische Kreditoren stärker von dem Zusammenbruch von Lehmann Brothers betroffen als amerikanische, deren Gelder am Freitag vor dem Ende nach New York und damit nach Hause überwiesen worden waren.

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