Die Ziele Chinas für 2012

PEKING – Angesichts wirtschaftlicher Globalisierung und dem Entstehen einer multipolaren Welt werden China und andere Schwellenländer eine viel wichtigere Rolle spielen als bisher – nicht nur im Jahr 2012, sondern auch in den folgenden Jahrzehnten. Mit dem Anstieg von Chinas Wirtschaftskraft und Einfluss auf die Weltwirtschaft nach der Finanzkrise von 2008 kam die Idee auf, dass China und die Vereinigten Staaten gemeinsam im Rahmen einer Art “G-2”-Abkommen die Welt anführen sollten. Aber solch ein Abkommen steht weder in Einklang mit Chinas unabhängiger Außenpolitik, noch mit dem allgemeinen Trend in Richtung stärkerer Verteilung geopolitischer Macht auf die internationale Gemeinschaft. Auch mit dem diesjährigen Regierungswechsel in China wird sich diese Position nicht ändern.

Vielmehr hat Chinas Premierminister Wen Jiabao bei seinem Besuch des elften Gipfels der Chinesisch-Europäischen Union in Prag im Mai 2009 erklärt, dass China dem G-2-Konzept nicht zustimmt. Chinas feste Absicht ist es, niemals Hegemonie anzustreben oder eine globale Dominanz einer kleinen Minderheit von Staaten zu unterstützen.

Woran China glaubt, ist vielmehr die verstärkte Zusammenarbeit mit allen großen Regionen der Welt. Nehmen wir Europa – eine prächtige und altehrwürdige Zivilisation und heute ein Hauptakteur auf der Bühne der Welt. Die zunehmende Integration der EU hat dem europäischen Kontinent zu großer Dynamik verholfen. Trotz seiner aktuellen Schwierigkeiten verfügt Europa über außergewöhnliche Kraft und internationalen Einfluss.

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