Amerika lässt sich vertreten

PARIS – Der Untergang des Römischen Reiches war das Ergebnis einer Mischung aus strategischer Überreichweite und exzessiver Übertragung von Sicherheitsaufgaben an Neulinge. Ohne unzulässige Vergleiche anstellen zu wollen, lautet die Frage für die Vereinigten Staaten von heute dennoch, ob es möglich ist, die Führungsmacht dieser Welt zu bleiben und gleichzeitig den Schutz ihres globalen Einflusses an andere Länder oder technische Instrumente zu delegieren.

Drohnen und Verbündete – nicht-menschliche Waffen und nicht-amerikanische Soldaten – sind zum zentralen Element der amerikanischen Militärdoktrin geworden. Als weltweite Führungsmacht im Bereich technologischer Kapazitäten, die diese Führung hinsichtlich der Kampftruppen am Boden und in der Luft aus dem Hintergrund wahrnimmt, ist Amerikas Schwerpunktverlagerung nicht mehr zu übersehen.

Zunächst kam es zu der gemeinsamen Militäraktion von Frankreich und Großbritannien in Libyen, die zum Sturz des Regimes von Oberst Muammar al-Gaddafi führte. Anschließend intervenierte Frankreich in Mali und nun führte Israel Luftschläge in Syrien aus. Natürlich sind diese Fälle höchst unterschiedlich gelagert, aber eines ist ihnen allen gemeinsam: Amerika beteiligte sich nicht an vorderster Front der Intervention. Dennoch es ist schwer vorstellbar, dass derart riskante Operationen ohne direkte militärische oder (in manchen Fällen implizite) politische Unterstützung der USA durchgeführt worden wären. Sind Briten, Franzosen und sogar Israelis zum verlängerten bewaffneten Arm der USA in ihren jeweiligen Einflusssphären geworden?

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