Die Verhinderung der nächsten europäischen Bankenkrise

Während das Echo der von der amerikanischen Subprime-Katastrophe ausgehenden Schockwellen weiter anhält, mehren sich die Zweifel über die Fähigkeit Europas, eine Finanzkrise größeren Ausmaßes zu bewältigen. Schwer wiegende Versäumnisse im Bereich der Bankenaufsicht in Deutschland, Großbritannien und eventuell Frankreich haben die Glaubwürdigkeit der nationalen Aufsichtssysteme beschädigt. Doch dies ist nur ein Teil des Problems. Die Europäische Union bleibt hoffnungslos schlecht gerüstet, um bisher nicht eingetretene grenzübergreifende, von der zunehmenden Interdependenz der EU-Banken ausgelöste Krisen zu bewältigen.

Die Finanzintegration innerhalb der EU begann ernsthaft während der 1980er Jahre, und Europäische Kommission und Europäischer Rat haben große Fortschritte bei der Reform des Finanzsektors gemacht. Meilensteine sind die Entscheidungen der Jahre 1986-1988, alle Beschränkungen für grenzüberschreitende Kapitalflüsse aufzuheben, und der im Jahre 1999 ins Leben gerufene Aktionsplan der Legislative für die Finanzdienstleistungsbranche. Der Euro wurde eingeführt und entwickelte sich rasch zur zweiten Weltwährung nach dem Dollar.

Vielleicht weniger ins Auge fallend war die Entscheidung der EU zur Übernahme der International Financial Reporting Standards in den Jahren 2000-2002, die einen außergewöhnlichen Schritt zur globalen Harmonisierung der Bilanzrichtlinien auslöste. Zugleich beendete die standhafte Verteidigung des Wettbewerbs auf dem Bankensektor durch die Kommission – insbesondere in Portugal, Deutschland, Italien und Polen – eine Ära des Protektionismus unter dem Deckmantel der Bankenaufsicht; dies trug dazu bei, eine grenzübergreifende Finanzintegration in Gang zu setzen, wie es sie in diesem Ausmaß in entwickelten Volkswirtschaften noch nicht gegeben hatte.

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