Ausgepresste Argentinier

NEW YORK – Wie natürliche Personen, Aktiengesellschaften und andere private Unternehmen, die sich auf Konkursverfahren stützen, um eine exzessive Schuldenlast zu verringern, brauchen auch Länder manchmal geordnete Umschuldungen oder Schuldenschnitte. Doch die laufende juristische Saga des argentinischen Kampfes gegen sich einer solchen Lösung verweigernde Gläubiger – sogenannte „Holdouts“ – zeigt, dass das internationale System zur geordneten Umstrukturierung staatlicher Schulden wohl beschädigt ist.

Die Überschuldung von natürlichen Personen, Unternehmen oder Regierungen kann durch Pech, schlechte Entscheidungen oder eine Mischung aus beidem bedingt sein. Wenn Sie eine Hypothek aufnehmen und dann Ihren Arbeitsplatz verlieren, ist das Pech. Wenn Ihre Schulden untragbar werden, weil Sie zu hohe Kredite aufgenommen haben, um lange Urlaube zu machen oder teure Haushaltsgeräte zu kaufen, hat ihr falsches Verhalten die Schuld. Dasselbe gilt für Unternehmen: Manche haben Pech und ihre Geschäftspläne schlagen fehl, während andere überhöhte Kredite aufnehmen, um ihrer mittelprächtigen Geschäftsleitung überhöhte Gehälter zu zahlen.

Unglückliche Umstände und falsches Verhalten (d.h. ein falscher politischer Kurs) können auch bei Regierungen zu untragbaren Schuldenbelastungen führen. Wenn sich die Terms of Trade eines Landes (der Preis seiner Exporte) verschlechtern und es eine schwere, lang anhaltende Rezession gibt, kann die Steuerbasis seiner Regierung schrumpfen und seine Schuldenlast untragbar hoch werden. Doch kann eine untragbare Schuldenlast auch von Kreditaufnahmen zur Tätigung überhöhter Ausgaben, dem Versäumnis, ausreichende Steuern zu erheben, und anderen politischen Vorgehensweisen herrühren, die das Wachstumspotenzial der Volkswirtschaft untergraben.

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