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Die geheime Geschichte der Finanzkrise

PRINCETON – Balzacs großer Roman Verlorene Illusionen endet mit einer Darstellung des Unterschieds zwischen der „offiziellen Geschichte“ und der „geheimen Geschichte“, also der wahren. Es war einmal möglich, die skandalösen Wahrheiten der Geschichte lange zu verschleiern – sogar für immer. Das ist vorbei..

Nirgends ist das offensichtlicher als in den Beschreibungen der globalen Finanzkrise. Gemäß der offiziellen Geschichte haben die US-Notenbank, die Europäische Zentralbank und andere große Banken koordinierte Maßnahmen ergriffen, um das globale Finanzsystem vor der Katastrophe zu retten. Aber aus kürzlich veröffentlichten Protokollen von Treffen des Federal Open Market Committee, des wichtigsten Entscheidungsgremiums der Fed, im Jahr 2008, geht hervor, dass die Fed aus der Krise praktisch als Weltzentralbank hervorgegangen ist, obwohl sie weiterhin hauptsächlich amerikanischen Interessen dient.

Die wichtigsten Treffen fanden am 16. September und am 28. Oktober statt – gleich nach dem Zusammenbruch von Lehmann Brothers – und konzentrierten sich auf die Bildung bilateraler Währungs-Swap-Vereinbarungen mit dem Ziel, angemessene Liquidität sicherzustellen. Die Fed gewährte einer ausländischen Bank Dollarkredite und bekam als Gegenleistung Devisen, die die ausländische Bank versprach, nach einer bestimmten Zeit zu demselben Wechselkurs plus Zinsen zurückzuzahlen. Das verschaffte den Zentralbanken, insbesondere den europäischen, welchen aufgrund der Flucht der US-Investoren eine Dollarknappheit drohte, die Dollars, die sie brauchten, um Kredite an die in Schwierigkeiten steckenden eigenen Kreditinstitute zu vergeben.

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