dr3680c.jpg Dean Rohrer

Hamas tritt aus der Isolation

GAZA-STADT – Im Zuge der revolutionären Veränderungen im Nahen Osten haben die Kräfte des politischen Islam einen Wahlsieg nach dem anderen errungen. Während sich der Westen mit dem rasanten Aufstieg moderater Islamisten in Tunesien, Marokko und Ägypten auseinandersetzt, kommt der Frage, welche Rolle Hamas in den Palästinensischen Autonomiegebieten spielt, große Bedeutung zu. Das Anfang dieses Monats unterzeichnete neue Versöhnungsabkommen zwischen Hamas und der säkularen Fatah-Partei von Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas hat einen beispiellosen Kampf innerhalb der Hamas über ihren zukünftigen Kurs als islamistische Bewegung zugespitzt. Die Reaktion des Westens könnte sehr wohl beeinflussen, wie dieser Kampf ausgeht.

Wie die Ereignisse der vergangenen Wochen gezeigt haben, sind die Tage vorbei, in denen die Hamas im Nahen Osten fast völlig isoliert gewesen ist. Während die meisten westlichen Regierungen Hamas weiter als terroristische Organisation einstufen, ist in arabischen Hauptstädten Engagement an die Stelle von politischen Blockaden getreten. Im Dezember hat sich Ismail Hanija, Ministerpräsident der Hamas-geführten Palästinensischen Autonomiebehörde, auf Auslandsreise in den Mittelmeerraum begeben und unter anderem Tunis, Kairo und Istanbul besucht. Mitte Februar wurde ihm ein herzlicher Empfang in Katar, Bahrain und Iran bereitet.

Diese Politik der ausgestreckten Hand ist jedoch nicht allein von Gaza ausgegangen. Im Januar hat Chalid Maschaal, der Leiter des Politbüros der Hamas in Damaskus, eine eigene diplomatische Initiative gestartet und war zu Gast bei König Abdullah von Jordanien – der erste Besuch dieser Art seit mehr als zehn Jahren. Im Februar wurden diese Bemühungen in Katar durch die Unterzeichnung einer neuen gemeinsamen Vereinbarung mit der Fatah gekrönt, im Rahmen derer die beiden palästinensischen Bewegungen eine Übergangsregierung unter Führung von Abbas besiegelten.

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