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Anatomie einer Finanzkrise

NEW YORK – Die Vereinigten Staaten befinden sich momentan in einem Teufelskreis, der auch die Weltwirtschaft erfassen könnte. Durch die Finanzkrise in Amerika kam es zu einer massiven Kreditkrise, wodurch sich die Rezession in den USA verschlimmert. Diese sich verschärfende Rezession führt zu größeren Verlusten auf den Finanzmärkten –  die wiederum der Wirtschaft insgesamt Schaden zufügen. Da riesige Kredit- und Spekulationsblasen platzen, besteht momentan auf den US-Finanzmärkten die ernsthafte Gefahr einer Systemkrise. 

Das Problem sind nicht mehr nur Subprime-Hypotheken, sondern vielmehr ein ganzes „Subprime-Finanzsystem“. Die Rezession am Immobilienmarkt – die schlimmste und sich täglich zuspitzende in der Geschichte der USA – wird letztlich dazu führen, dass die Eigenheimpreise um über 20 % fallen und Millionen Amerikaner ihre Häuser verlieren. Zahlungsrückstände, Zahlungsausfälle und Zwangsvollstreckungen sind nicht mehr auf den Subprime-Bereich beschränkt, sondern erfassen auch Hypotheken von Schuldnern besserer und bester Bonität. Die Gesamtverluste bei den mit Hypotheken in Zusammenhang stehenden Finanzinstrumenten – zu denen auch exotische Kreditderivate wie forderungsbesicherte Schuldverschreibungen (CDOs) gehören – werden sich daher auf über 400 Milliarden Dollar belaufen. 

Außerdem beginnt der Abwärtstrend bei den Wohnimmobilien auch auf die gewerblichen Immobilien überzugreifen. Wer will schließlich schon Büros, Geschäfte und Einkaufszentren in den leeren Geisterstäden bauen, die den amerikanischen Westen verunzieren?

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